Heidemarie Meidlein
Aufbruch in andere Zeiten
Als
Begine in einer modernen Zeit zu leben, erfordert das beständige
Einhalten der Grundregeln und Reinheitsgebote, die seit alters her ihre
Bedeutung haben. Dafür boten sich mir die Nachkriegsjahre als ein – wenn
auch schmerzhaftes – Übungsfeld an. Das Leben bestand aus Einfachheit,
Bescheidenheit, Genügsamkeit, Mitgefühl sowie Fürsorge für seine
Nachbarn. Ebenso gehörte das Alleinsein, von frühster Kindheit an, zu
meinen allgemeinen Tagesabläufen dazu.
Mein frühstes
Gotteserlebnis berührte mich unvergessen mit ca. 5 Jahren im
Kindergottesdienst. Dieses Ereignis bildete für lange Zeit unbewusst
meine Verankerung im Leben und wurde mit zunehmenden Jahren, wenn
Schwierigkeiten auftraten, immer bewusster. Rückblickend fühlte ich mich
immer als eine Suchende; nach Vater, Mutter, Heimat, nach einer
spirituellen Gemeinschaft. Als ich erfuhr, dass Gott unser Himmelsvater
ist, erkannte ich seinen immerwährenden Schutz sowie sein stilles Wirken,
und der Wunsch, IHM näherzukommen, ist seit vielen Jahren meine
spirituelle Ausrichtung sowie mein Lebenssinn.
Der Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt fand 1998 statt, als ich das Phoenix-Netzwerk und Manuela Schindler
kennenlernte. Im Laufe von unzähligen Studiengruppen und Einzelstunden,
sowie Praxisarbeiten, entwickelte sich in mir ein bewussterer Umgang
und Wertewandel mit der Spiritualität im Alltagsleben, der an denen der
Beginen, wenn auch zunächst unbewusst, orientiert war. So war der
Schritt zur Mitgliedschaft im Dachverband der Beginen ein ganz
natürlicher Weg. Ein weiterer Schritt innerhalb meines spirituellen
Lebens war als Mitbegründerin den Aufbau des Beginenhofs von Nordhastedt
maßgeblich mitzuunterstützen. Als eine moderne Begine zu leben, auf
den Spuren derer, z.B. Marguerite Porete und Mechthild von Magdeburg,
die uns mutig vorangegangen sind, empfinde ich als eine sinnvolle und
dankbare Lebensaufgabe.
Ehrenträgermitglied von Phoenix-Netzwerk
29.9.2024