Hadewijch von Antwerpen


Herkunft und Zeitgeist

Die Lebensdauer sowie das Geburtsjahr und ihr Todesdatum sind bei Hadewijch von Antwerpen leider nicht sicher überliefert.
Als sicher überliefert gilt, dass sie eine umfangreiche Ausbildung, ja sogar ein Studium von seinerzeit relevanten Schriften der bedeutendsten Schriftgelehrten und Theologen genossen haben muss, zusätzlich beherrschte sie die lateinische Sprache.
Sie war mit den unausgesprochenen Sitten am Hofe vertraut, denn diese waren damals sehr wichtig, um Umgang mit anderen Adligen zu pflegen. Das alles konnte man aus ihren umfangreichen Schriften entnehmen. 

Man geht heute davon aus, dass sie um 1250 gelebt und gewirkt haben muss. Da sie viele Lieder und Liedtexte selbst komponierte, war sie wohl sehr musikalisch und hat ein feines Gespür für den Zeitgeist besessen, denn sie war vertraut mit der Minne (mittelalterliche Liebes-Lyrik, die populäre Literaturform der Zeit). 

Seinerzeit lebten einige Beginen im Umfeld der Königshäuser. Es waren Beginen-Konvente, die speziell für angesehene Frauen, zumeist aus dem Adel, eng angegliedert an das jeweilige Königshaus zu Ehren ihrer Königin, ihres Königs, Fürsten oder anderer hochgestellter Herren eingerichtet wurden. Die Frauen unterhielten ihre Herrscher durch anspruchsvolle Gespräche, Musik und Gesang und ehrten sie durch Gebet und eine spirituelle Lebensweise. 

Man baute sich seine hauseigenen Beginen-Klöster und war stolz auf diese Errungenschaft, denn in diesen oft prunkvoll gestalteten Nebenhäusern wurden gern angesehene Gäste empfangen. 

Im Laufe der Zeit wurden diese Konvente enger an den Klerus angeglichen durch entsprechende Hausregeln. Vielleicht hat sie in einem dieser Kloster-Konvente gelebt, genau weiß man das aber leider nicht. In einem ihrer Briefe schreibt sie, dass sie Schwierigkeiten mit ihren Mitschwestern hatte, geht aber nicht näher darauf ein. 

In ihren zahlreichen Schriften, Liedertexten und Gedichten beschreibt sie unter anderem die Entwicklung der Seele auf ihrem Weg. Sie schreibt von der Adler-Symbolik des heiligen Johannes (Offenbarung des Johannes) und vom Phoenix, der sie als Adler in sich aufnimmt (Transformation). 

Ihre Visionen erzählen von einer Begegnung von Angesicht zu Angesicht bis hin zur Sichtung ihres Gottes. Diese Erfahrungen mit Gott vertiefen sich immer mehr, bis sie ganz und gar in ihm aufgeht. Dazwischen gibt es immer wieder lange Zeiten des (physischen und psychischen) Leidens, sie fühlt sich verlassen und sehnt sich nach ihm, da sie immer wieder zurückmuss in ihr (schmerzhaftes) Leben, um ihm hier auf Erden zu dienen.


Ihre Schriften und Bücher

Die Schriften von der niederländischen Mystikerin Hadewijch sind (wahrscheinlich) vollständig in diversen Handschriften erhalten, sie beschreibt darin ihre 14 Visionen, die sie seit ihrer Kindheit erfahren hat und welche ihr spirituelles Wachstum aufzeigen. 

Wie die beiden Mystikerinnen ihrer Zeit, Mechthild von Magdeburg und Marguerite Porete, schrieb sie in ihrer Volkssprache. Ihre jetzt bekannten Schriften stammen aus der ersten Hälfte und dem Ende des 14. Jahrhunderts, liegen in der Universität in Gent und in der königlichen Bibliothek von Brüssel aus. Ihre Texte wurden über die Jahrhunderte von dem niederländischen Mystiker Jan von Ruisbroec verlegt und sind auf diese Weise über die Jahrhunderte erhalten geblieben, ähnlich wie bei Margarete Porete. 

Sie hinterlässt uns zahlreiche Lieder, Gedichte, Reime und ihre Visionen.


Quellen:  

Lexikon der Philosophinnen 

Prof. Peter Adamson: https://www.youtube.com/watch?v=bJjlSyJWlPc

Buch: Die Visionen von Hadewijch von Antwerpen

 

Beginen-Galerie:

Geschichte der Beginen - Eine Einleitung zu den schwierigen Hintergründen im Mittelalter. 

Mechthild von Magdeburg 

Marguerite Porete 

Die historischen Beginen - Zusammenfassung und Analyse